Tag 2

Tag 2

Der nächste Morgen, es regnet noch immer…
So früh wie es das Tageslicht zu ließ (denn von Sonne war wegen dem Regen nichts zu sehen), zog ich mich an und packte alles zusammen um loszuwandern, in der Hoffnung das der Regen irgendwann mal aufhören würde. Das Anziehen ohne gegen die nasse Zeltwand zu stoßen und somit trocken zu bleiben, gelang mir natürlich nicht ganz. Und so stiefelte ich missmutig, ohne Frühstück und mit klammen Klamotten los. Um dann, schlaftrunken wie ich war, gleich in die erste größere Pfütze zu treten, bei der mir das Wasser in den rechten Stiefel lief.

Der Tag fing gut an…

Und so wie er anfing ging er auch weiter. Der Regen wurde mal mehr, mal weniger… aber er hörte nie auf. Nach ungefähr einer Stunde laufen zwang ich mich wenigstens einen Müsliriegel zu essen, obwohl ich keinen Hunger hatte.

Ein letztes Bild bevor die Kamera wegen Regen wieder im Rucksack verschwindet…

Der Regen wollte einfach nicht aufhören und zu meinem Erschrecken musste ich feststellen das beim letzten Fotostop der Verschluss des Regenüberzug meines Rucksacks, irgendwie meine Regenhose aufgerissen hat… keine Ahnung wie das passiert ist … vermutlich beim weiter gehen zwischen die Beine geraten. So lief ich, missmutig und nun mit immer nasser werdenden Beinen, weiter.

Eigentlich hatte ich ja für diese Etappe noch eine Nacht im Zelt geplant, aber bei diesem nicht aufhören wollenden Regen kam das nicht mehr in Frage. Eine Nacht ohne Schlaf reichte. Also hoffte ich, dass ich vielleicht Glück haben würde und im Kingshouse Hotel noch ein Zimmer frei wäre. Ich wusste natürlich dass die Chance gering war, wenn man nicht vorher reserviert hatte aber ich hoffte dennoch.
Irgendwann, nach gefühlten Stunden, tauchte in weiter Ferne das Hotel im Regen auf. Meine Stimmung war mittlerweile auf einem Tiefpunkt angelangt, da nun auch noch mein linker Fuß nass war und ich auch feststellen durfte, dass meine Regenjacke einem solchem Dauerregen nicht standhielt. Ich war mit den Nerven am Boden. So miss habe ich mich noch nie gefühlt.

Ich kam nass bis auf die Haut im Kingshouse Hotel an und natürlich war kein Zimmer frei. Die Dame an der Rezeption empfahl mit den Bus oben an der Straße zu nehmen und nach Glencoe zu fahren, dort gäbe es genügend B&Bs. Der würde in 30 Minunten abfahren, teilte man mir dann noch mit. Also lief ich wieder raus in den Regen, die Zufahrt zum Hotel hoch und stand dann leicht verwirrt an der A82. Wo bitte sollte hier ein Bus halten? Weit und breit konnte ich nichts sehen, was auch nur ansatzweise nach Bushaltestelle oder gar einer Möglichkeit des Anhaltens aussah.
Da ich den Bus auf keinen Fall verpassen wollte, lief ich zurück zum Hotel um erneut nach zu fragen. Leicht genervt guckte mich die Dame an der Rezeption an und fragte mich ob ich nicht eben vom WHW gekommen sei. Dieses bejahte ich natürlich und darauf erklärte sie mir recht mürrisch das ich diesen einfach bis zur A82 zurück gehen müsste und da auf der anderen Seite, bei der anderen Straße sei die Haltestelle.

Ich war also die falsche „Straße“ hinaufgelaufen…. Also wieder raus in den Regen und zurück auf den WHW, um dann diesmal an der richtigen Stelle rauszukommen. Dort gab es zwar immer noch keinen Hinweis das dort eine Bushaltestelle war, aber wenigsten die Möglichkeit für einen Bus dort bequem zu halten.
Dort wartete ich, glaube ich ca. 10 Minuten, auf den Bus. Eigentlich nicht lange, aber wenn man nass ist bis auf die Haut und dann auch noch Wind einsetzt, kommt einem das wesentlich länger vor. Als der Bus kam, war ich fix und fertig und wollte nur noch ins warme, trockene oder am besten gleich wieder in den nächsten Flieger nach Hause.
Als der Busfahrer fragte wohin, beschloss ich gleich nach Fort William durchzufahren.
Dort angekommen, immer noch klatschnass und nun auch noch komplett durchgefroren, ging ich gleich in die Touristeninformation um ein B&B zu buchen.

Die Dame dort war zwar wesentlich netter als die im Kingshouse Hotel, aber entweder fast blind oder etwas blöd, anders kann ich mir nicht erklären warum sie mir diese Fragen gestellt hat. Zunächst wollte sie wissen ob ich mit dem Auto da sei, verwundert guckte ich sie an und verneinte. Dann fragte sie ob ich dort direkt hingehen würde oder erst später, wieder guckte ich erstaunt. Ich saß da in der Touri-Info, in voller Regenmontur, klatschnass, mein großer Rucksack und meine Trekkingstöcke standen neben mir. Natürlich würde ich dort direkt hingehen. Ich war ja schließlich so fix und fertig, dass ich vermutlich losgeheult hätte, hätte ich kein Zimmer mehr bekommen.
Nun gut, das geklärt machte ich mich auf den Weg zum B&B. Diese sollte etwa 1 km, vom Zentrum entfernt liegen. Kein Problem dachte ich, auch wenn ich mir mittlerweile sicher war das ich an jedem Fuß mindestens eine Blase hatte.
Kurz vor dem B&B passierte mir dann auch noch das was ich bis dahin nur in Filmen gesehen hatte. Der mir entgegenkommende LWK fuhr mitten durch die nicht gerade kleine Pfütze neben mir und ich bekam einen ordentlichen Schwall Dreckwasser ab. Super!

Blick aus meinem kleinen Zimmer, kurz bevor ich totmüde ins Bett fiel.

Als ich dann endlich beim B&B ankam, muss ich mitleidserregend ausgesehen haben, so rührend wie die sich um mich gekümmert haben.
Ich bekam ein kleines aber gemütliches Einzelzimmer, meine nassen Sachen wurden mir abgenommen und in einen Trockener gesteckt. Netterweise bat man mir auch an mich später noch ins Zentrum zufahren, welches ich dankend ablehnte, ich wollte einfach nur ins Bett. Zur Aufheiterung bekam ich dann noch ein Glas Rotwein angeboten, aber auch das lehnte ich ab. Ich war zu nichts anderem mehr zu gebrauchen, als duschen und schlafen. Und genau das tat ich.

Gelobt seien die B&Bs!